Die Biodiversität ist das existierende Leben auf der Erde in seiner gesamten Vielfalt. Dazu gehören wir Menschen, die verschiedenen Tiere und Pflanzen und ihre Lebensräume. Biodiversität ist die Grundlage sämtlicher Lebensprozesse auf unserem Planeten. Nur durch ein Zusammenspiel aller Arten ist das Leben möglich.
Eine funktionierende Biodiversität schützt uns vor Naturgefahren, versorgt uns mit Nahrungsmitteln, sauberem Trinkwasser, Sauerstoff, Baustoffen, Energie, medizinischen Wirkstoffen, Kleidungsfasern, etc. Die Biodiversität ist somit die Grundlage für den Fortbestand des Lebens. Mit einer schwindenden Biodiversität setzen wir die Existenzgrundlage, die Gesundheit und das Wohlergehen aller Völker und Gesellschaften in Gefahr.
Jede Tier- und Pflanzenart ist, ebenso wie ihr Ökosystem, an lokale Umweltbedingungen angepasst. Wenn sich diese Umweltbedingungen ändern, können Arten aussterben und Lebensräume verschwinden. Durch massive Eingriffe hat der Mensch viele Ökosysteme in kurzer Zeit stark verändert, beeinträchtigt oder zerstört.
Weltweit wie auch in der Schweiz gelten Lebensraumverlust und Verschlechterung der Lebensraumqualität als Hauptursachen für den starken Rückgang der Biodiversität. Die Biodiversität wird hauptsächlich durch Klimaveränderungen, die Verbreitung invasiver Arten, Tourismus und den zunehmenden Ressourcenverbrauch negativ beeinflusst. Aber auch die Zerstückelung der Lebensräume trägt zum Biodiversitätsverlust bei. Dafür verantwortlich sind unter anderem die Ausdehnung der Siedlungsfläche, die Intensivierung der Landwirtschaft, die Umweltverschmutzung und die Übernutzung von Ressourcen.
Der Bund legt die Grundsätze fest. Bereits in der Bundesverfassung wird festgehalten, dass sich die Schweiz für die dauerhafte Erhaltung der Lebensgrundlagen einsetzen will. Das Natur- und Heimatschutzgesetz wurde mit dem Zweck erlassen, die einheimische Tier- und Pflanzenwelt sowie ihre biologische Vielfalt und ihren natürlichen Lebensraum zu schützen. Diese Absicht haben der Bund und die Kantone in vielen verschiedenen Gesetzen und Verordnungen konkretisiert.
Als Reaktion auf den Biodiversitätsverlust hat die Schweiz 2012 zudem eine nationale Biodiversitätsstrategie lanciert. Als eines der zehn Ziele dieser Strategie ist die Förderung der Biodiversität im Siedlungsraum genannt.
Der Bund überträgt die Zuständigkeit für den Natur- und Heimatschutz den Kantonen. Der Kanton Bern hat ebenfalls ein Biodiversitätskonzept erarbeitet.
Das Naturschutzgesetz des Kantons Bern verpflichtet die Gemeinden, die Naturschutzgesetzgebung auf lokaler Ebene zu vollziehen.
Steffisburg will seine Naturschätze schützen und fördern und hat erkannt, dass der Erhalt der Biodiversität eine hohe Priorität erhalten muss, damit langfristig eine hohe Lebensqualität möglich ist.
Folgende fünf Umsetzungsziele wurden im Biodiversitätskonzept festgeschrieben:
Im Landschaftsinventar hat Steffisburg zahlreiche ökologisch wertvolle Objekte erfasst (Einzelbäume, Baumgruppen, Trockenstandorte etc.). Dieses Inventar diente als Grundlage für die Erarbeitung des Schutzzonenplans, welcher im Jahr 2023 in Kraft getreten ist. Im Baureglement wird festgehalten, wie mit den geschützten Objekten umgegangen werden darf.
Die Gemeinde Steffisburg beherbergt zahlreiche ökologisch wertvolle Lebensräume und viele Tier- und Pflanzenarten. Viele dieser Arten sind geschützt und/oder gefährdet, z.B. die Geburtshelferkröte, die Gelbbauunke, mehrere Fledermausarten, etc.
Im Rahmen des Projekts "Floreninventar Region Thun" wurde die gesamte Steffisburger Flora kartiert. Sie wurde im Jahr 2024 abgeschlossen. Alle Daten zur Schweizer Flora sind beim Nationalen Datenzentrum der Schweizer Flora (infoflora) abrufbar.
Um die schweizweit geschützten Orchideen zu erhalten und zu fördern, hat die Gemeinde Steffisburg ein detailliertes Pflegekonzept zu den vorhandenen Orchideenstandorten ausgearbeitet.
Biodiversitäts-Hotspots wie artenreiche Wiesen, Trockenstandorte, strukturreiches Kulturland und natürliche Gewässerräume sollen erhalten, aufgewertet und mit naheliegenden Hotspots vernetzt werden. Die Vernetzung der Hotspots ist wichtig, damit Tierarten wandern können. Nur so haben sie eine Chance, langfristig überleben zu können. Deshalb achtet die Gemeinde darauf, dass die verschiedenen Lebensräume besser vernetzt werden. Wo sich Gelegenheiten bieten, legt sie neue naturnahe Flächen an und/oder passt die Pflege entsprechend an.
Mit einer nationalen Verbindungsachse auf dem Gemeindegebiet spielt Steffisburg auch bei der Vernetzung der Wildtierkorridore eine wichtige Rolle. Diese Vernetzung ist besonders für die grössere Wildtierfauna von Bedeutung, da sie das Voralpengebiet nördlich des Thunersees mit dem Gebiet östlich des Aaretals verbindet und so auch den Austausch zu den Gebirgsregionen im Süden herstellt.
Um die lokale Biodiversität erhalten zu können, bekämpft die Gemeinde Steffisburg invasive Pflanzen und Tiere.
Im Siedlungsraum ortet die Gemeinde ein hohes ökologisches Potential, um die Biodiversität zu fördern. Deshalb ist es wichtig, die Bevölkerung zu den Biodiversitätsthemen zu sensibilisieren.
Hier finden Sie eine Auswahl an Möglichkeiten, wie Sie die Biodiversität zu Hause fördern können. Alle diese Elemente hat die Gemeinde an verschiedenen Orten erstellt. Sie sind öffentlich zugänglich.
Merkblatt Asthaufen
Merkblatt Benjeshecken
Merkblatt Blumenwiese
Merkblatt Fassadenbegrünung
Merkblatt Fledermauskästen
Merkblatt Heuhaufen
Merkblatt Kieswege
Merkblatt Ruderalflächen
Merkblatt Sandhaufen/Sandlinsen
Merkblatt Steinhaufen
Merkblatt Totholz
Merkblatt Trockenmauern
Merkblatt Vogelkästen
Merkblatt Wildhecken
Merkblatt Wildstaudenrabatten
Pappelweg (2024)
Fläche vor der Aufwertung, November 2023
Fläche nach der Aufwertung, Sommer 2024
Neu angelegte Elemente, Sommer 2024
Nach dem Abbruch von zwei Wohnhäusern wurde auf der rund 1'000 m2 grossen Fläche eine Blumenwiese angelegt und es wurden Lebensräume vor allem für Wildbienen, Fledermäuse und Reptilien geschaffen: Sandlinse, stehendes und liegendes Totholz, Steinhaufen, Heuhaufen, Ruderalflächen und eine Benjeshecke.
Wildbienenpark Industrieweg (2023 – 2024)
Sandlinse, Sommer 2024
Die bisher ungenutzte Fläche am Industrieweg wurde in ein Wildbienenparadies umgestaltet. In der Mitte der Fläche befindet sich eine grosse Sandlinse als Nistplatz für bodennistende Wildbienen. Auf der übrigen Fläche wurde im Frühling 2024 eine Blumenwiese angesät. Im Herbst 2024 erfolgt die Bepflanzung der Gehölze.
Gemeindegarten beim Gemeindehaus (2023)
Gemeindegarten vorher, Frühling 2023
Gemeindegarten nach der Aufwertung, Herbst 2023
Gemeindegarten nach einem Jahr, Sommer 2024
Aus der grossen Rasenfläche beim Gemeindehaus wurde ein Paradies für Fauna und Flora und für die Mitarbeitenden der Gemeinde entstand ein ansprechender Platz zum Verweilen während der Mittagspause. Neu angelegt wurden eine Blumenwiese, eine Hecke, eine Wildstaudenrabatte, eine Ruderalfläche mit Totholzelementen, ein Steinhaufen, ein Asthaufen, eine Trockenmauer und ein Sandhaufen.
Schulanlage Zulg (2023)
Fläche vorher, Sommer 2021
Schülerinnen und Schüler helfen bei der Bepflanzung, Frühling 2023
Ruderalfläche nach einem Jahr, Sommer 2024
Nachdem auf den Grünflächen der Schulanlage Zulg die invasiven Neophyten entfernt wurden, bot sich die Gelegenheit, die Umgebung naturnah zu gestalten. Bei der Bepflanzung halfen die Schülerinnen und Schüler mit. Entstanden sind wertvolle Ruderalflächen.
Pappelweg Parkplatz (2023)
Die Fläche vorher, Winter 2023
Nach dem Auffüllen mit Wandkies, Frühling 2023
Ruderalfläche, Sommer 2024
Die Fläche direkt neben dem Parkplatz am Pappelweg war bisher ungenutzt. Eine invasive Pflanze nutzte die Gelegenheit und beschlagnahmte die Fläche. Die oberste Schicht musste deshalb entfernt werden. Ins eingebrachte Wandkies wurden Ruderalpflanzen gesät. Ruderalflächen befinden sich in den ersten Stadien der Vegetationsentwicklung und bieten vielen Tierarten Lebensraum, welche auf eine lückige Vegetation angewiesen sind.
Schul- und Sportanlagen Musterplatz und Schönau (2021 + 2022)
Rasenfläche vor der Umgestaltung, Sommer 2021
Das Anlagewarteteam lernt, wie Rasenflächen in Blumenwiesen umgestaltet werden können, Herbst 2021
Die Wiese entwickelt sich zu einer bunten Fläche, Sommer 2024
Auf beiden Anlagen wurden diese Flächen bisher mit sehr viel Aufwand als Rasen gepflegt. Dies bedingte ein regelmässiges Mähen, Düngen und Bewässern. Auf Flächen, welche nicht begangen werden, ist diese aufwändige Pflege weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll. Deshalb wurden in diese Flächen punktuell Wiesenblumen gepflanzt mit dem Ziel, dass sie sich auf die gesamte Fläche ausbreiten. Die Wiese wird nun nur noch 2 x pro Jahr gemäht. Auf eine Bewässerung und Düngung kann verzichtet werden.
Schulanlage Bernstrasse (2021)
Die Fläche vor der Umgestaltung, Frühling 2021
Die Schülerinnen und Schüler legen eine Sandlinse an, Frühling 2021
Der Bereich entlang der Hecke, Sommer 2024
Bisher wurden alle Flächen auf dem Schulareal regelmässig gemäht. Auf diese Weise fehlen oft Lebensräume und Nahrung für Wildtiere. Unter Anleitung haben die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit den Lehrpersonen Wiesenpflanzen in die Rasenfläche gepflanzt und an einer geeigneten Stelle eine Sandlinse für bodennistende Wildbienen angelegt. Es ist immer wieder beeindruckend, wie rasch diese Lebensräume besiedelt werden und es ist auch für die Kinder schön, beobachten zu können, wie sich grüne Wüsten zu bunten Lebensräumen entwickeln.
Friedhof (2021)
Blumenwiesenworkshop mit der Bevölkerung, Frühling 2021
Die Teilnehmenden pflanzen Wildblumen, Frühling 2021
Die Fläche nach der Umgestaltung, Sommer 2024
Der Workshop auf dem Friedhof hatte das Ziel, der interessierten Bevölkerung zu zeigen, wie Blumenwiesen mit einer Saat oder einer Initialbepflanzung angelegt werden können.
Schulanlage Au (2021)
Fläche vorher, Sommer 2021
Kinder erhalten Anweisungen zur Bepflanzung, Herbst 2021
Fläche nachher, Sommer 2024
Die bisher ungenutzte und oft gemähte Fläche wurde in eine Blumenwiese umgestaltet. Eine Schulklasse hat unter Anleitung eines Gärtners Wiesenblumen in die Rasenfläche gepflanzt. Solche Arbeiten bieten immer auch die Gelegenheit, den Kindern das Thema Biodiversität näher zu bringen.
Wildbienenkreisel Stockhornstrasse (2020)
Verkehrskreisel vorher, Winter 2020
Wildbienenkreisel neugestaltet, Sommer 2020
Wildbienenkreisel, Sommer 2022
Bei diesem Verkehrskreisel bot sich die einmalige Gelegenheit, eine weitere Fläche naturnah zu gestalten. Mit der Sandlinse in der Mitte, dem Totholzelement und dem Blumenstreifen bietet die Fläche idealen Lebensraum für Wildbienen. Wildbienen sind darauf angewiesen, dass die Distanz von den Nistgelegenheiten zu den Nahrungsquellen nur wenige hundert Meter beträgt. Wildbienen ernähren sich von Pollen und Nektar.
Mustergarten Bahnhofstrasse (2019)
Ungenutzte Fläche, Winter 2019
Pflanzaktion mit der Bevölkerung, Frühling 2019
Mustergarten, Sommer 2022
Diese grosse Fläche wurde bisher oft gemäht, aber nicht genutzt. Der Natur- und Vogelschutzverein Steffisburg hat sie zusammen mit der Bevölkerung in einen Mustergarten für mehr Biodiversität umgestaltet. Der Garten besteht aus einer Wildhecke mit Krautsaum, einer Blumenwiese mit Totholzelementen und Heuhaufen, einer Sandlinse für Wildbienen und Hochstammbäume. Der Garten wird vom Natur- und Vogelschutzverein Steffisburg gepflegt und unterhalten.
Bundesamt für Umwelt
Nationales Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora (infoflora)
Nationales Daten- und Informationszentrum der Schweizer Fauna (info fauna)
Amt für Landwirtschaft und Natur Kanton Bern
Natur- und Vogelschutzverein Steffisburg
Fledermausverein Bern
Faszination Wildbienen
Haupt Verlag AG
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