10. Jul 2024
Erwerb Höchhus durch Einwohnergemeinde Steffisburg
Die Stiftung Höchhus Steffisburg ist seit 1979 Eigentümerin des Grossen Höchhus und hat das Gebäude nun der Einwohnergemeinde Steffisburg verkauft. Der Gemeinderat hat kürzlich den Kaufvertrag genehmigt. Die Beurkundung hat Ende Juni 2024 stattgefunden. Mit diesem Schritt geht eines der ältesten Gebäude in Steffisburg mit Wirkung ab dem 1. Juli 2024 in das Grundeigentum der Einwohnergemeinde Steffisburg über.
Der Grosse Gemeinderat von Steffisburg hat im April 2014 das Modell mit der Begründung einer Nutzniessung zu Gunsten der Einwohnergemeinde Steffisburg über eine Laufzeit von zehn Jahren genehmigt. Die Stiftung hat damals die Liegenschaft während der Dauer der Nutzniessung mit allen Rechten und Pflichten auf die Gemeinde übertragen. Die Nutzniessung war befristet bis am 30. Juni 2024 (mit Optionsrecht um weitere fünf Jahre). Bereits damals hat die Stiftung Höchhus der Einwohnergemeinde Steffisburg an ihrem Grundstück ein Kaufsrecht eingeräumt. Nach dem Ablauf der Nutzniessung Ende Juni 2024 hat die Einwohnergemeinde Steffisburg das Höchhus von der Stiftung Höchhus in Liquidation übernommen. Dies nachdem das Steffisburger Parlament bereits am 28. April 2023 beschlossen hatte, das Höchhus nach der Auflösung der Stiftung Höchhus für den Betrag der Verkehrswertschätzung von CHF 2'300.000.00 als Verwaltungsvermögen käuflich zu erwerben. Der Kaufpreis ist mit einer durch die Einwohnergemeinde Steffisburg gewährten Darlehensforderung gesichert und wird mit dieser verrechnet. Der Gemeinderat wurde damals ermächtigt, die öffentliche Urkunde über den Erwerb des Grundstücks Höchhus in Verbindung mit einem Notar abzuschliessen. Dieser Akt ist nun erfolgt und das Höchhus ist am 1. Juli 2024 in das Grundeigentum der Einwohnergemeinde Steffisburg übergegangen.
Sämtliche um die Vertragssache bestehenden Mietverhältnisse bestehen bereits mit der Einwohnergemeinde Steffisburg als bisherige Nutzniesserin und werden weitergeführt.
Geschichtlicher Hintergrund zum Höchhus
Mit dem Niedergang des alten Hoch- und Ministerialenadels im 13. und 14. Jahrhundert gelangten zahlreiche Herrschaften und Güter in den Besitz von stadtbernischen Aufsteigerfamilien, so auch das Grosse Höchhus. Als die um 1414 noch mehrteilige und baufällige Anlage durch Erbgang von den verarmten Freiherren von Kien an die Stadtberner Patrizierfamilie Matter überging, gehörte diese zur neuen bürgerlichen Führungsschicht, die in Bern durch Gewerbe, Handel und geschickte Heiratspolitik wirtschaftliche und politische Macht erlangt hatte. Diese liess 1415 im Südostteil der Anlage ein zweigeschossiges Wohnhaus errichten: das Grosse Höchhus.
Dass Matter die Burg zusammen mit grossen Ländereien im Dorf und der Landschaft Steffisburg erworben hat, zeigt die Vorliebe der spätmittelalterlichen, bürgerlichen Führungsschicht Berns, Grundbesitz mit Herrschaftsrechten zu erwerben und sich so den Aufstieg in den Adel zu sichern. Matter war Schultheiss von Bern, Oberbefehlshaber der bernischen Truppen und nahm als Vertreter des Standes Bern an den eidgenössischen Tagsatzungen teil. Er begleitete König Maximilian nach Rom, wo dieser Kaiser wurde. Heinrich Matter wurde auf diesem Feldzug zum Ritter geschlagen.
Nachdem der Statthalter des Freigerichts Steffisburg Peter Surer die Güter pachtweise übernommen hatte, baute er um 1526 das Grosse Höchhus zu einem prächtigen spätgotischen Herrenhaus um. Das dreigeschossige Gebäude vereinte unter seinem hoch aufragenden Vollwalmdach Repräsentations- und Wohnräume, so einen überhohen Saal, aber auch einen mehrgeschossigen Ökonomieteil. Im späten 16. Jahrhundert gelangte das Grosse Höchhus in bürgerlichen Besitz und wurde zum Mehrparteienhaus umgestaltet. Es ist dieser be-scheidenen Vergangenheit zu verdanken, dass der Bau vor schweren Eingriffen bewahrt wurde und weitgehend im Zustand des 16. Jahrhunderts erhalten geblieben ist. Das heutige Erscheinungsbild ist geprägt von der Res-taurierung in den Jahren 2006 bis 2008, die im Spannungsfeld von Erhaltung, Wiederherstellung und moderner Interpretation zu situieren ist.
Die Zweiergruppe der Höchhüser ist, ausser der Kirche, der älteste Gebäudekomplex in Steffisburg. Das markante Grosse Höchhus ist einer der wenigen im Kanton Bern erhaltenen ländlichen Herrensitze und diente bis 1543 als Gerichtshaus. Im Bauinventar des erhaltenswerten Baubestandes des Kantons Bern ist das Grosse Höchhus von Steffisburg als "gesamtschweizerisch wichtiger spätmittelalterlicher Herrschaftsbau" verzeichnet. Seinen Namen verdankt das monumentale, steinerne Gebäude seinem bedeutenden Volumen. Seine Aussen-masse betragen rund 20 auf 14 bzw. 17 Meter und die Firsthöhe misst 19 Meter. Damit übertrifft das Grosse Höchhus sogar die Höhe des Steffisburger Kirchenschiffs um einen Meter.
Das Grosse und das Kleine Höchhus wechselten im Laufe der Zeit öfters ihre Eigner und sind heute im Besitze der Familie Zeller (der schlanke Westteil) und seit 1979 der Stiftung Höchhus (das grosse Hauptgebäude). Seit Abschluss der umfassenden Renovationsarbeiten im April 2008 steht das Höchhus der Öffentlichkeit zur vielfältigen Nutzung zur Verfügung und beherbergt ein Restaurant, verschiedene Geschäftsräumlichkeiten und einen imposanten Dachraum für Anlässe bis zu 100 Personen, welcher gemietet werden kann. Seit dem 1. Juli 2014 besitzt die Einwohnergemeinde das Nutzniessungsrecht, welches ihr die Stiftung Höchhus im Rahmen einer öffentlichen Urkunde am 12. Juni 2014 eingeräumt hat. Die Nutzniessung ist befristet und dauert bis am 30. Juni 2024.
Quelle: Schweizerischer Kunstführer GSK (Armand Baeriswyl/Irene Bruneau, Steffisburg, Grosses Höchhus)
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